Angewandte Kunst von Richard Seewald

Den meisten Kennern von Richard Seewald sind die Arbeiten zur angewandten Kunst weniger bekannt als seine Gemälde, das graphische Werk oder die Illustrationen zu zahlreichen Büchern.

Schon 1913 arbeitete Richard Seewald für die Münchner Kammerspiele mit Hugo Ball zusammen. Er entwarf Bühnenbilder und Kostüme. Im Ascona der dreissiger Jahre schrieb er Marionettenspiele und schuf dafür die Szenenbilder.

Erste Glasfensterentwürfe entstanden durch die Vermittlung von Richard Riemerschmid, der 1922 als Vorsitzender des Künstlerausschusses für die Deutsche Gewerbeschau in Mün­chen fungierte. Seewald wurde mit der Gestaltung von vier Kapellenfenstern beauftragt. Im Anschluss erhielt er vom Arts Institute in Detroit den Auftrag für die Glasmalerei Die vier Jahreszeiten und für das Triptychon im Altersheim Rüstringen (heute Wilhelmshaven). Dieses wurde 1934 entfernt, da Seewald bereits im Jahr zuvor auf die Liste der entarteten Künstler gesetzt wurde.

1928 führte er ein großes Gemälde für die Eröffnung des Kölner Flughafens, im Auftrag des Oberbürgermeisters Konrad Adenauer der Stadt Köln, aus. Dieses Werk wurde später von der Stadt an das Deutsche Museum in München geschenkt. Im selben Jahr malte Seewald in Köln das Wandbild mit dem Titel Szenen vom Lago Maggiore für den Gartenpavillon des Museumsdirektors Dr. Julian Schloss.

1931 erhielt Richard Seewald durch den Architekten Dominikus Böhm den Auftrag für die Gestaltung der Wandmalerein in der Kirche Stella Maris auf der Insel Norderney. Es folgten viele Arbeiten für sakrale Bauten in der Schweiz und in Deutschland für Glasfenster, Fresken und Gobelins. 1932 schuf Seewald die Entwürfe zu den Gobelins für das Haus Reemtsma in Hamburg, die sich heute im Altonaer Museum in Hamburg befinden. Diese wurden durch die Gobelinmanufaktur München ausgeführt. Der Wandteppich Masken und Mimen entstand 1953 (Handweberei Geiger-Wörner in Ligerz). Für die Realisierung des Gobelin Zirkus, der hier erstmals ausgestellt wird, beauftragte Seewald eine Handweberin in Ronco. Für die Sankt Annunziata Kapelle in Ronco malte er 1936 ein Altarbild (die Kapelle wurde 1943 durch einen Bergrutsch zerstört. Hier entstand 1967 das Fresko für die Kapelle unter den Nussbäumen, das er dem Andenken seiner im gleichen Jahr verstorbenen Frau Uli widmete).

In den vierziger und anfangs der fünfziger Jahre gestaltete er Fresken und Glasfenster für die Maria-Lourdes-Kirche und die Theresienkirche in Zürich, die Guthirtkirche in Aarburg, Sankt Borromäus in Magadino, die Pfarrkirche Regina Pacis in Wiler, die Friedhofkapelle in Dötlingen, Sankt Adolphus in Düsseldorf, die Herz-Jesu Kirche in München. Diese Werke sind von kontrastreicher Farbigkeit und äusserst starker Ausdruckskraft.

Die Wanddekorationen für den Kölner Gürzenich 1955 sind hingegen in zarten Farben gehalten und stellen lichte Szenen mit Pflanzen und Tieren dar. Richard Seewald verfügte über ein feines Gespür für die Gestaltung seiner Wandmalereien, indem er die Architektur der Räumlichkeiten und den Zweck derselben in sein Konzept einbezog.

Die Fresken in den Hofgartenarkaden in München entstanden 1961. Reiseskizzen von Griechenland und der Glanz des Mittelmeeres inspirierten ihn zu dieser Arbeit. Seine letzte Wandmalerei, den Genesis-Zyklus, schuf er 1976 im Pfarrsaal der Herz-Jesu Kirche München.

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